Český a slovenský zahraniční časopis  
     
 

Říjen 2009


Innenministerium verbietet Tschechen die Gründung einer Sudetendeutschen Landsmannschaft

Christian Rühmkorf

„Sudetendeutsche Landsmannschaft in Böhmen, Mähren und Schlesien“, so heißt die Vereinigung, die einige Tschechen beim Innenministerium offiziell registrieren lassen wollten. Vergangene Woche kam die Antwort: abgelehnt! An diesem Fall hat allerdings weniger die Ablehnung Aufsehen erregend, als das Gründungsvorhaben an sich. Denn in München gibt es bereits die Sudetendeutsche Landsmannschaft, und sie hat auch ein Kontaktbüro in Prag.

„Gegenwärtig herrscht in der tschechischen Bevölkerung ein riesiges Defizit an wahrheitsgetreuen Informationen über das, was während der Vertreibung der Deutschen geschah. Zum anderen gibt es hier eine überaus große nationale Intoleranz und gefühlsmäßige Ablehnung. Und das müssen wir ändern.“ Die tschechische Bevölkerung stehe, was das sudetendeutsche Problem angehe, noch bis heute unter massivem Einfluss der Propaganda, wie sie der Kommunismus verbreitet habe, erklärt der Tscheche Tomáš Pecina vom Gründungsausschuss der „Sudetendeutschen Landsmannschaft in Böhmen, Mähren und Schlesien“. Die Gründungsmitglieder sind mehrheitlich Tschechen. Das ist erstaunlich. Denn das sudetendeutsche Problem ist ein heißes Eisen in der Tschechischen Republik. Die Verständigung mit der Sudetendeutschen Landsmannschaft in München ist immer noch kaum möglich. Da klingt die Absicht auf tschechischer Seite eine sudetendeutsche Landsmannschaft zu gründen, wie eine Provokation des eigenen Staates. Pecina verweist jedoch auf konkrete Aufgaben der neuen Vereinigung: „Wir werden verschiedene Veranstaltungen organisieren wie Vorträge, Filmvorführungen, Ausstellungen und vielleicht sogar einen sudetendeutschen Ball und versuchen unsere Ziele zu erreichen. Sicher ist das keine provokative Aktion, die nur darauf ausgerichtet ist, eine Ablehnung vom Ministerium zu bekommen und damit etwas zu demonstrieren. Das ganz sicher nicht.“

Das Ministerium hat die Registrierung der Vereinigung abgelehnt mit Verweis auf ihre Ziele: Unter anderem die gesetzliche Grundlage für die Vertreibung der Deutschen – die so genannten Beneš-Dekrete - für ungültig zu erklären sowie Schadensersatzansprüche und das Heimatrecht der Sudetendeutschen zuzulassen. Das widerspreche der tschechischen Verfassung, so das Ministerium. Pecina bestätigt diese Ziele: „Das Interesse besteht unserer Meinung nach darin, wieder ein ruhiges Zusammenleben von Tschechen und Deutschen auf dem Gebiet der Tschechischen Republik zu ermöglichen, wie es hunderte von Jahren existierte.“

Überraschend ist, dass die Sudetendeutschen in München über die Gründung der tschechischen Vereinigung überhaupt nicht informiert wurden. Petr Barton vom Kontaktbüro der Landsmannschaft in Prag: „Weiß ich nicht. Wirklich, ich verstehe das nicht, das Ganze, wer die Leute sind. Und deswegen kann man das auch schlecht kommentieren. Die Deutschen haben hier ihre Organisationen, die Heimatverbliebenen. Wir haben die Organisation der Heimatvertriebenen in der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich. Und deswegen verstehe ich das auch nicht. Und es war für mich und für alle sehr, sehr überraschend, dass es zu diesem Schritt gekommen ist.“

Tomáš Pecina und seine Mitstreiter wollen jedenfalls nicht locker lassen und wenn nötig bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg gehen.

(www.radio.cz)



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