Český a slovenský zahraniční časopis  
     
 

Prosinec 2010


Der tschechische Filmemacher David Vondráček erhält Franz-Werfel-Menschenrechtspreis 2011

Nach einer einstimmig getroffenen Entscheidung der Jury des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises wird der tschechische Filmemacher David Vondráček mit dem Franz-Werfel-Menschenrechtspreis 2010 der Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN ausgezeichnet.

Das ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN würdigt damit sein mutiges Eintreten für Wahrheit und Anteilnahme. In seinem Dokumentarfilm mit dem Titel „Töten auf Tschechisch“ behandelt der Regisseur David Vondráček die Ermordung deutscher Zivilisten in der Tschechoslowakei kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Darin zeigt er auch Amateuraufnahmen eines Massakers an deutschen Zivilisten mutmaßlich durch tschechische Milizionäre und Soldaten der Roten Armee. Der Film ist eine mutige Tat, sowohl seitens des Regisseurs als auch des tschechischen Fernsehen, das diesen Film im Mai zu bester Sendezeit gezeigt hat. Für diese Zeichen der Anteilnahme gebührt allen Beteiligten Dank. Die Aufnahmen sind erschütternd und die Tatsache, dass sie von Tschechen in Tschechien gezeigt werden belegt, dass in Tschechien ein Aufarbeitungsprozess in Gang gekommen ist, der auch die bitteren Seiten der eigenen Geschichte nicht ausspart.

Die Preisverleihung erfolgt am 28. November 2010 um 11.00 Uhr in der Frankfurter Paulskirche. Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft des Staatsministers und Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Bernd Neumann. Die Laudatio hält der tschechische Publizist Petr Uhl. Petr Uhl gehörte als Dissident zu den ersten Unterzeichnern der Charta 77.

David Vondráček steht damit in der Tradition der bisherigen Preisträger:

2009 Herta Müller, Schriftstellerin

2007 György Konrad, Schriftsteller

2005 Bischof Dr. Franjo Komarica, Bischof der Diözese Banja Luka

2003 Dr. Mihran Dabag, Leiter des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum

Die Initiatoren des „Kreuzes der Versöhnung“ in Wekelsdorf / Teplice nad Metuji:

Věra Vítova, ehemals Bürgermeisterin von Wekelsdorf / Teplice nad Metuji

Petr Kulíšek, Vorsitzender von INEX und

Jan Piňos, Vorsitzender von TUŽ se, Broumovsko

Mitglieder der Jury:

Dr. Otto von Habsburg-Lothringen, Dr. Klaus Hänsch, Milan Horáček, Hilmar Kopper,

Prof. Dr. Rüdiger Safranski, Erika Steinbach MdB.

Der Franz-Werfel-Menschenrechtspreis

Die Auszeichnung ist benannt nach dem großen Schriftsteller Franz Werfel (1890 – 1945), der mit seinem Roman "Die 40 Tage des Musa Dagh" die Vertreibung der Armenier aus der Türkei und den Genozid an den Armeniern eindringlich, wirkungsvoll und mit großer künstlerischer Gestaltungskraft dargestellt hat. Der große jüdische Lyriker und Romancier Franz Werfel ist auch in seinem persönlichen Leben ein sprechendes Beispiel für das Schicksal der Vertreibung. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten aus der preußischen Dichterakademie ausgeschlossen. 1938 musste er nach Frankreich flüchten. Von dort entkam er in abenteuerlicher Flucht über die Pyrenäen. 1940 kam er von Portugal aus nach Amerika, wo er bis zu seinem Tod 1945 in Beverley Hills lebte. Die Erbin Franz Werfels, Marina Mahler, hat dem ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN die Benutzung des Namens mit Brief vom 17. 1. 2002 gestattet.

Der Franz-Werfel-Menschenrechtspreis wird an Einzelpersonen, Initiativen oder Gruppen verliehen, die sich gegen die Verletzung von Menschenrechten durch Völkermord, Vertreibung und die bewusste Zerstörung nationaler, ethnischer, rassischer oder religiöser Gruppen gewandt haben. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen. Er ist mit 10.000 € dotiert.



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